Ich gebe es zu Beginn gleich zu: In Weihnachtsstimmung bin ich nicht und meine Wohnung ist auch nicht weihnachtlich geschmückt. Es gibt noch nicht einmal einen Schoko-Weihnachtsmann, der hier rumsteht. Warum das bei mir so ist, weiß ich gar nicht so genau, aber ich war noch nie ein großer Weihnachts-Fan – es sei denn, mit Kind und Kegel. Aber das war einmal und ist eine andere Geschichte. Es gibt verschiedene Gründe, warum es schwerfällt, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Und es ist nicht schlimm, wenn dem nicht so ist.
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Die fehlende Vorfreude empfinde ich persönlich als mittlerweile bekennende Atheistin übrigens nicht nur bei diesem eigentlich religiösen Feiertag – selbst mein eigener Geburtstag ist mir irgendwie nicht mehr wichtig. Ich freue mich, wenn andere Geburtstag haben, aber mein eigener? Der ist mir nahezu egal.
Keine Weihnachtsstimmung – jetzt verstehe ich meine Eltern
Spätestens im Erwachsenenalter versteht man, was die eigenen Eltern immer gemeint haben, wenn sie sagten, dass Weihnachten Stress pur sei!
Hat man als Kind nur Augen für Weihnachtsmärkte und glitzernde Lichter, hetzt man nun von Weihnachtsfeier zu Weihnachtsfeier, bekämpft den Glühweinkater mit fettigem Essen, weiß nicht, wann man eigentlich Geschenke besorgen soll und freut sich, wenn der ganze Spuk wieder vorbei ist. So geht es mir.
Das Weihnachtsfest ist hoch emotionalisiert und aufgebauscht als Familienfest
Blöd, wenn es keine Familie gibt, mit der man feiern kann. Viele bemerken erst dann, dass es bei ihnen nicht rund läuft und das Leben anders verläuft als bei anderen. Dabei weiß doch jeder, dass es in vielen Familien kriselt und nur zu bestimmten Feiertagen – wie Weihnachten – Einigkeit vorgegaukelt wird. Welcher erwachsene Mensch ist mit seiner Familie rundherum zufrieden und glücklich?
„Diejenigen, die sich völlig unbeschwert auf die Weihnachtsfeiertage freuen, sind meinem Eindruck nach in der Minderheit“, sagt Heike Schneidereit-Mauth – und sie muss es wissen, denn sie ist evangelische Pfarrerin und leitet die Seelsorge im Kirchenkreis Düsseldorf.
Der Tod eines geliebten Menschen, eine Trennung, Krankheit oder auch Streit in der Familie können Auslöser sein
Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist oder man sich von Partner/Partnerin getrennt hat, kann Menschen in eine Depression oder tiefe Trauer versetzen. Und all das verstärkt zudem das Gefühl von Einsamkeit, das besonders groß sein kann, wenn sich überall Menschen zum Feiern treffen.
Was auch wichtig ist: Die eigenen Ansprüche an die Festtage zu prüfen – und vielleicht auch die der anderen. „Ich muss nicht fröhlich sein. Ich muss gar nichts. Ich darf auch an Weihnachten traurig und deprimiert sein oder mich einsam fühlen“, sagt die Hamburger Psychologin Elke Overdick. Auch Pfarrerin Schneidereit-Mauth rät, die schweren Gefühle nicht zu verdrängen, sondern ihnen einen Platz zu geben.
Keine Weihnachtsstimmung – ist nicht schlimm!
Solltet ihr keine Lust auf Weihnachten haben und auch gar nicht die Lust danach verspüren, ist das nicht dramatisch. Nutzt die drei freien Tage und legt euch mit guten Büchern auf die Couch oder schaut euch die Serien bei Netflix & Co. an, die einen Serienmarathon versprechen. Kocht das, worauf ihr Appetit habt – es muss keine Weihnachtsgans sein, denn die Tiefkühlpizza sättigt auch.
Wer in einer Großstadt wie Berlin, Hamburg oder Köln lebt, kann an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen oder ins Kino gehen. Auf dem Land wird es schwieriger, sich abzulenken und nicht an Weihnachten teilzunehmen, weil man vermutlich durch viele Wohnzimmerfenster glückliche Familien sieht. Dann schaut einfach nicht hin und denkt einmal nur an euch. Und die Ruhe. In diesem Sinne: Ein frohes Fest.