Prag liebe ich sehr und ich freue mich jedes Mal, wenn ich einige Zeit in der tschechischen Hauptstadt verbringen kann. Berlin und Prag trennt eine nur knapp vierstündige Bahnfahrt. Und kaum steige ich aus dem Zug, hält mich die Stadt fest und scheint mich nicht mehr loslassen zu wollen. Prag weiß zu begeistern, auch wenn viele Menschen den wahren Charme der Stadt nicht sofort erkennen. Keine Sorge: Prag hat Charme. Und was für einen!
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Hochsaison herrscht in Prag traditionell zu Ostern, in der Adventszeit und vor allem Silvester. Zu dieser Zeit ist die Stadt besonders herausgeputzt und in Feierlaune. Es gibt viele Weihnachts -und Ostermärkte, auf denen traditionelles Kunsthandwerk ebenso angeboten wird wie klassische böhmische Spezialitäten.
Prag ist eine moderne Metropole und gleichzeitig ein architektonisches Juwel. Ihr historischer Kern gehört zu den Denkmälern des Weltkulturerbes der UNESCO. Wenn ich durch die Gassen ziehe, spüre ich noch den k.u.k.-Charme, erfreue mich an romanische Rotunden als auch an gotische Türme und Kathedralen.
Die wichtigsten Prager Denkmäler
Prag wird die Stadt der Türme genannt. Wenn man sich umschaut, wird einem schnell klar, warum. Egal, wo man in Prag steht, man sieht mindestens zwei Turmspitzen und damit unzählige tolle Orte, um sich einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Zum berühmtesten Turm Prags zählt der Pulverturm.
Die wichtigsten von ihnen befinden sich in dem mehr als zehn Jahrhunderte alten Stadtkern. Der sogenannte „Königsweg“ führt euch vorbei an: Pulverturm, dem Altstädter Ring, der Karlsbrücke, dem Kleinseitner Platz, der Neruda-Gasse und der Prager Burg. Sie sind alle miteinander verbunden – ein Verlaufen ist kaum möglich.
Man kann diese „Reise“ sehr gut zu Fuß erledigen – wer etwas schwächer auf den Beinen ist, sollte sich für wenige Kronen in die Straßenbahn setzen und sich durch die Stadt fahren lassen. Ein Trip mit den Ausflugsbussen muss nicht sein, da die Gassen sehr eng sind und die Fahrt kein wirklicher Spaß ist (und zudem teuer, ca. 30 Euro für eine Person).
Prags Labyrinth aus Kopfsteinpflastergassen und versteckten Innenhöfen ist ein Paradies für Flaneure, die eine Stadt am liebsten ohne festes Ziel durchstreifen.
Die Karlsbrücke – über sie werdet ihr immer wieder laufen
Die Karlsbrücke gehört zu den ältesten Steinbrücken Europas – und sie muss sich auch nicht hinter der Pariser Pont Neuf verstecken.
Die Brücke verbindet den Ostteil der Stadt mit dem Westen und führt über die Moldau. Auf der Brücke selbst befinden sich zahlreiche Heiligenfiguren. Die bekannteste Statue ist die Figur des Heiligen Jan Nepomuk. Viele von ihnen wurden schon so oft gestreichelt, dass sie bereits von Weitem golden leuchten.
Ein Highlight ist es, bei Sonnenaufgang auf der Brücke zu stehen: Unter einem werden die ersten Boote losgelassen, die Möwen suchen nach Futter und der heiße Kaffee aus dem Café um die Ecke schmeckt gleich noch besser.
Die Prager Burg – der Hradschin
Auf der anderen Seite der Karlsbrücke sieht man bereits aus der Ferne die Prager Burg. Der Hradschin bezeichnet dabei das historische Viertel auf dem Prager Burgberg. Von der Burg aus hat man eine wunderbare Sicht auf die Moldau und die Stadt. Am besten, ihr geht früh am Morgen dorthin, wenn das Schloss gerade erst öffnet. Dann ist noch nicht ganz so viel los und ihr könnt entspannt die Gegend erkunden.
Der Aufstieg nach oben ist etwas steil, zudem warten Hunderte von Treppen auf euch. Wer nicht so gut zu Fuß ist, hier nochmals die Erinnerung: Es fährt auch eine Tram bis nach oben (der Eintritt beträgt 250 Kronen, wenn man den Veit-Dom & Co. besuchen möchte – das sollte ihr unbedingt tun).
Wer das Glück hat, die Stadt im Frühling oder Sommer zu besuchen, kann sich auf einer der vielen Moldau-Inseln niederlassen und sich entspannen. Dort gibt es oft Veranstaltungen, es gibt Cafés und an dieser Stelle einen tollen Blick auf das Gebäude, das den Namen Ginger & Fred trägt, weil es an das berühmte Tanzpaar erinnert (man kann die Dachterrasse des Gebäudes besuchen; dort gibt es ein Café). Sobald ihr auch ein Getränk kauft, dürft ihr in den Außenbereich – ein Tipp: Es kann auch nur ein Glas Wasser oder ein Kaffee sein, da sind die Betreiber entspannt.
Interessante Kulturveranstaltungen locken immer mehr Menschen aus der ganzen Welt an
Die Programme der Prager Klubs umfassen praktisch alle modernen Musikgenres, von Pop über Punk-Rock bis zum Jazz. Ich kenne nicht viele Jazz-Clubs in der Moldau-Stadt, aber den Reduta Jazz Club (in der Národní 20) kann ich empfehlen.
Oft stehen die Abende aber auch wohl eher im Zeichen der Trinkkultur – obwohl Prag schon seit 2 bis 3 Jahren nicht mehr zu den günstigsten Städten zu zählen ist.
In Prag wird man selbstverständlich auch mit gutem Essen und dem berühmten tschechischen Bier verwöhnt, einige Restaurants sind im Guide-Michelin mit einem Stern oder zumindest als „Bib-Gourmand“ gelistet.
Auch hier gilt, dass die Zeiten vorbei sind, dass gutes Essen unter 10 Euro zu haben sind. Es sei denn, ihr vertraut diesem Rat und gönnt euch in der Mittagszeit ein leckeres Essen im Kult-Restaurant KANTINE.
Oder ihr wagt euch, mit einem vollen Portemonnaie in das Restaurant Mlýnec. Dort war ich mit meiner Freundin und wir wählten das 5-Gänge-Menü. Es war hervorragend, es war teuer und wir verließen nach knapp drei Stunden hungrig (ein Klischee, aber leider wahr) den Laden. Dennoch: Ein Highlight. Ihr wollt wissen, was wir gegessen haben? Das THE MOST POPULAR-Menü mit passendem Wein.
Der Prager Fernsehturm Zizkov ist 216m hoch – und hässlich
Auch wenn der Fernsehturm eines der hässlichsten Bauwerke in Prag ist, lohnt sich ein Besuch (der Eintritt kostet 250 Kronen), da die Aussicht über Prag von der obersten Plattform exzellent ist – keine Sorge, es gibt keine Außenplattform.
Die zehn schwarzen Riesenbabys wurden im Jahr 2000 an den Säulen des Turms angebracht. Sie sind stilisierte Plastiken, die vom tschechischen Bildhauer David Černý stammen. Sie sollten nur für die Zeit am Turm befestigt sein, in der sich Prag europäische Kulturhauptstadt nennen durfte.
Den Prager:innen hat es aber offensichtlich so gut gefallen, dass sie bleiben durften. Zusätzlich werden die Säulen bei Nacht markant in den Landesfarben Tschechiens weiß, rot und blau angestrahlt.
Ich liebe Franz Kafka – logisch, dass ich bereits mehr als einmal an seinem Grab gewesen bin. Kafkas Werke wurden zum größeren Teil erst nach seinem Tod und gegen seine letztwillige Verfügung von Max Brod veröffentlicht, einem engen Freund und Vertrauten, den Kafka als Nachlassverwalter bestimmt hatte. Kurioserweise wurde Brod direkt gegenüber von Kafka beerdigt.
Falls jemand Friedhöfe und jüdische Ruhestätten mag, sollte einen kleinen Ausflug machen, denn der neue jüdische Friedhof ist ein besonders schöner Ort. Er liegt gleich bei der Metrostation Želivského (Linie A) und ist innerhalb von 25 Minuten aus der Prager Innenstadt zu erreichen.
Für viele Touren und Sehenswürdigkeiten gibt es viele Tickets günstiger, wenn diese vor der Reise im Internet gebucht werden – tut dies am besten über die offiziellen Webseiten der jeweiligen Sehenswürdigkeiten. Alternativ könnt ihr euch auch die offizielle Prague Card oder den Prag Besucherpass (Prague Visitor Pass) zulegen. Der Preis: Die Prague Card gibt es bereits ab 75 Euro für zwei Tage. Das klingt nach viel Geld, beinhaltet aber eine ganze Menge (hier nachzulesen).
Shopping in Prag
Sowohl für den kleinen, als auch für den großen Geldbeutel gibt es in Prag viele Shopping-Möglichkeiten: Das Atrium Flora (auch hier gibt es Klassiker wie H & M und alle bekannten Modeketten, die es überall gibt) ist eines der größten Einkaufszentren der goldenen Stadt. Auf der Pariser Straße findet man trendige Designerläden. Schöner gefallen mir die vielen Straßenmärkte. Ich bemerke gerade, dass ihr mir außer Tassen oder Bücher noch nie etwas anderes in Prag gekauft habe und ich war bereits sieben Mal dort.
Einige Tipps am Rande, die für fast jede Region oder Land gelten
Prags Taxifahrer sind bekannt dafür, insbesondere ausländische Fahrgäste systematisch zu betrügen. Als ich letztens die wenigen Meter zu meinem Hotel nicht laufen wollte, zeigte ich dem Fahrer, wo ich hinwollte – er aber wollte einen großen Umweg fahren. Ein Umweg ist nötig, weil man nicht überall durch die engen Kassen kommt, aber um auf die Altstädter-Seite zu gelangen, muss ich nicht am Eishockeystation vorbei. Am größten, über den Tisch gezogen zu werden, ist dabei das Risiko, wenn man ein Fahrzeug auf der Straße anhält oder an besonders frequentierten Plätzen in wartende Wagen einsteigt.
Auch im Kneipen und Restaurants empfiehlt es sich, die Rechnungen genau zu kontrollieren – aber das rate ich auch jedem Menschen in Berlin & Co. – nicht, weil ich den Menschen etwas unterstelle, aber Fehler können nun einmal passieren
Die Anreise nach Prag
Der Flughafen Prags ist gut mit anderen europäischen Städten verbunden. Der Flughafen ist etwa 20 Minuten Fahrt außerhalb gelegen. Mit der Tram gelangt man sehr schnell und komfortabel in den Stadtkern.
Die Deutsche Bahn bietet mit dem Europa Spezial Ticket eine regelmäßige Verbindung nach Tschechien an.