Vielleicht kennt ihr das: Ihr liebt euren Job, weil ihr ihn gerne macht. Wenn nur die Vorgesetzten oder das Arbeitsklima besser wären. Man kann darüber tagtäglich jammern oder die Reißleine ziehen. Aber wie soll man das entscheiden, denn schließlich muss man Geld verdienen und wenn der aktuelle, eigene Job ein gutes Gehalt bietet, ist es umso schwieriger. Gehen – oder bleiben?
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Schon lange wabert er durch Kopf und Herz: Der große Traum vom eigenen Strandkiosk mit kleiner Galerie, kellnern in einer Berghütte oder selbständig einen Blog aufsetzen, mit dem man überall arbeiten kann? Doch Leidenschaft hin oder her, wenn der Traumjob kaum zum Leben reicht, steht man vor der Frage:
Geld oder Leidenschaft – wofür sollte ich mich entscheiden?
Ich muss gestehen, dass es mir genau so ergeht. Ich mag meine Jobs und auch meine Kollegen und auch Chefs, aber ich würde gerne weniger und an schöneren Orten arbeiten.
Ich habe in den letzten Jahren mehrfach für eine gewisse Zeit remote gearbeitet und das hat mir gut gefallen. Aber die meiste Zeit des Jahres sitze ich in Berlin vor einem Notebook und würde doch gerne etwas Sinnvolleres machen, als Buchstaben in ein Content-Management-System zu hacken.
Die Frage ist, wie nachhaltig mein Wunsch ist, sich zu verändern
Dass Erfolg nicht gleich Erfüllung ist, weiß auch Prof. Judith Mangelsdorf, Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie. Sie sagt: „Wir sind gesellschaftlich darauf geprägt, beruflich primär nach Erfolg zu streben. Das wird häufig gleichgesetzt mit einem höheren Einkommen und einer einflussreicheren Position.“
Dieses Streben könne dazu führen, dass man am Ende ein oberflächliches Leben führe, das zwar von Wohlstand, aber auch einem Gefühl der Leere geprägt sei. Erfüllung sei hingegen das Erleben, etwas wirklich Sinnvolles zu tun. Mein Wunsch wäre es beispielsweise, Kindern das Lesen oder Schreiben beizubringen – aber nicht als Lehrerin an einer Schule.
Wer vor der Entscheidung steht, dem Geld oder der Leidenschaft zu folgen, dem rät Prof. Mangelsdorf, „sich zu fragen, was für Sie wertvoller ist: Ein höheres Einkommen und das, was es Ihnen ermöglicht, oder ein wirklich beflügelnder Job“.
Dabei kann es hilfreich sein, zu hinterfragen, warum man diese oder jene Tätigkeit eigentlich ausüben will. Kommt die Begeisterung für den Job aus einem selbst, kann es sinnvoll sein, daran festzuhalten. Lösen sollte man sich hingegen von den Erwartungen anderer.
Während der Beruf früher nicht mehr als dem Verdienst diente, gehe es heute oft darum, auch im Job Erfüllung zu finden. „Davon muss man sich gegebenenfalls ein Stück verabschieden. Es ist völlig okay, wenn man einen Job hat, der einfach dem Broterwerb dient“, so die Berufsberaterin.
Etwa alle sieben Jahre sollte man Job wechseln
Diesen Rat geben viele Experten. Der Grund dafür liegt im sogenannten Jobzyklus, denn typischerweise fühlen sich Menschen nach etwa sieben Jahren mit ihrer aktuellen Tätigkeit unzufrieden.
Jeder zweite Arbeitnehmer ist aktuell offen für einen Jobwechsel. Unzufriedenheit im Job erhöht die Wechselwilligkeit um das Siebenfache. Die häufigsten Gründe dafür: Schlechter Führungsstil (40 %), geringes Gehalt (27 %), fehlende Wertschätzung (24 %) und keine Karriereperspektiven (20 %).
Was macht denn glücklicher – Geld oder Leidenschaft?
Geld macht glücklich, sagt Prof. Mangelsdorf, „aber nur bis zu einem bestimmten Punkt“. Für Geringverdiener, die regelmäßig darum bangen müssen, ihre Rechnungen bezahlen zu können, könne ein höheres Gehalt durchaus ein glücklicheres und sorgenfreies Leben bringen.
„Der Zusammenhang zwischen finanziellen Mitteln und Glück löst sich aber fast auf, wenn genügend Mittel zur Verfügung stehen, um die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu decken“, sagt Prof. Mangelsdorf.
Am Ende mache ein Job mit mehr Geld also nur dann auch glücklicher, wenn man ein sehr geringes Einkommen habe. „Jenseits dessen ist der Weg zu mehr Glück nicht mit Geld, sondern mit Leidenschaft und Sinn gepflastert.“
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