Wie sinnvoll ist eine Gewichtsdecke wirklich?

Ich gebe es zu, ich kann schlecht ohne meine Vierjahreszeiten-Bettdecke einschlafen, obwohl sie im Winter nicht wärmer oder im Sommer kühler wird. Ich mag sie, weil sie 220 x 240 cm groß ist und sowohl meine Schultern als auch meine Füße bedeckt. Anderen wiederum reicht eine Standard-Decke, die schön leicht und kuschelig ist. Aktuell scheint es aber einen Hype um sogenannte Gewichtsdecken zu geben. Wer will freiwillig unter einer Decke einschlafen, die rund acht oder neun Kilogramm schwer ist (manche gar 13 kg)? Ich nicht. Du?

Wer nicht gut schläft, ist am nächsten Tag gerädert – das klingt einleuchtend und bewahrheitet sich auch. An einem schlechten Schlaf kann aber auch eine schlechte Matratze schuld sein. Oder ein schnarchender Partner. Oder sind Gewichtsdecken die Lösung aller Schlecht-Schlaf-Probleme?

Wenn Baldrian & Co. nicht helfen

Manche Menschen entwickeln sogar eine regelrechte Einschlafphobie, weil sie wissen, dass die Nacht blöd wird. Ein warmes Glas Milch vor dem Schlafengehen, Melisse, Johanniskraut Baldrian – all das kann helfen. Oder diese Gewichtsdecke! Aber mal schön der Reihe nach!

Die Gewichtsdecken werden gerade bei Facebook sehr massiv beworben.  Als Therapie- oder Gravitydecken. Diese Decken sind nicht mit typischen Daunen oder Federn gefüllt, sondern mit winzigen, etwa sandkorngroßen Kugeln aus Glas (!) oder Poly-Granulat (ein Stoff, der sich bei Wärme verformen kann). Hersteller diverser Gewichtsdecken betonen auf ihren Produktseiten unisono, dass man bei diesen Decken das Gefühl hätte „als würde man umarmt“. Aha. Mir persönlich ist ein echter Mensch lieber an meiner Seite.

Jetzt kommt das große Aber. ABER:  Durch den ständigen, aber sanften und gleichmäßigen Druck können sich die Muskulatur und das Nervensystem besser entspannen

Aber kann das sein? Schlaue Wissenschaftler haben natürlich längst herausgefunden, dass ein erzeugter Druck auf den Körper dafür sorgt, dass Serotonin ausgeschüttet wird, das in das Schlafhormon Melatonin umgewandelt wird. Jetzt kommt es noch besser: Es wird dank des Drucks auch noch Cortisol abgebaut. Und Cortisol klingt böse, ist aber ein Stresshormon, das unser Körper bildet, wenn er Stress wittert (oder der Blutzucker gefährlich zu sinken droht).

Ihr seid nicht abgeneigt und wollt es mit einer Gewichtsdecke versuchen? Nur zu. Ihr solltet wissen, dass diese zwischen 150 und 1.000 Euro kosten und das sie rund 10 Prozent des eigenen Körpergewichts wiegen sollte. Also, ich wiege aktuell 71 kg, demnach darf die Decke auch rund 7 kg schwer sein. Wenn ich da an meine große Vierjahreszeitendecke denke, die nur 2,1 kg wiegt. Na ja, ich weiß nicht.

Seit Jahren erzielen Gewichtsdecken große Erfolge im medizinsichen Bereich und helfen Patienten beim Stressabbau“, behauptet John Fiorentino, der Erfinder von Gravity. „Wir wollen sie für die breite Masse zugänglich machen und haben deswegen Gravity entwickelt.“ 

So eine Gewichtsdecke wie diese kann schon mal locker 9 kg wiegen
So eine Gewichtsdecke wie diese kann schon mal locker 9 kg wiegen (Credit: amazon-Shop Cura, kann man hier aber nicht bestellen!)

Wem diese Gewichtsdecken nicht zusagen, die in Krankenhäusern oder Therapiezentren zum Einsatz kommen, sollte folgendes beachten – und vielleicht klappt es ja dann auch wieder mit dem erholsamen Schlaf.

Ich hingegen bin ein bisschen neugierig geworden und hätte große Lust, diese Gravity-Decke einmal zu testen. Das klingt jetzt wie Werbung, aber man kann diese nach einem Probezeitraum auch wieder umtauschen. Ihr denkt, dass das niemand macht? Doch ganz sicher. Ebenso wie auch Matratzen ganz einfach wieder zurückgegeben werden können, wenn man nicht gut auf ihnen schläft.

Tipps gegen Schlafstörungen

Bei Schlafstörungen ist es sehr wichtig, dass man keine Schlaferwartungsangst aufkommen lässt. Sätze wie  „Oh, schon nach Mitternacht und ich bin immer noch wach!“ sollte man erst gar nicht denken. Es gibt natürlich auch für diese Störung einen Namen: Clinophobia (es bezeichnet die irrationale Angst vor dem zu Bett gehen oder Einschlafen.) Neben einer guten Schlafhygiene helfen folgende Tipps bei Schlafstörungen:

  • Kein TV im Schlafzimmer
  • Statt sich nachts stundenlang unruhig hin und her zu wälzen: schnappt euch ein entspannendes Buch oder steht auf und macht irgendetwas, das euch beruhigt (bei mir hilft bügeln)
  • Konzentriert euch im Bett auf beruhigende Gedanken und Bilder
  • Autogenes Training, Yoga und Meditation lindern ebenfalls Schlafstörungen lindern

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