Was ist eigentlich unter Digitale Demenz zu verstehen?

Wer kennt das nicht: Ihr denkt über ein Ereignis oder eine Persönlichkeit nach oder wie Kollegin XY mit Nachnamen hieß und es will euch einfach nicht einfallen. Was tut ihr? Ihr schaut natürlich bei Suchmaschine nach der Lösung – so wie ich auch und wie die meisten von uns. Und jetzt kommt der Begriff Digitale Demenz ins Spiel, denn dies ist ein Begriff, der im Zusammenhang mit Mobiltelefon, Laptop und Co. immer wieder genannt wird, denn diese kleinen elektronischen Kommunikationsgeräte lassen unser Gedächtnis verkümmern.

Der Begriff wurde 2012 von Manfred Spitzer verbreitet – einem Medienpsychologen. Er bezieht sich auf die Theorie, die vermehrte Nutzung digitaler Medien bewirke mentale Defizite.

Von wegen Digitale Demenz: Digitale Geräte helfen unserem Gedächtnis

Dass das aber nicht stimmt, wissen wir 10 Jahre später. Also vergesst am besten diesen Begriff, denn er ist nicht bewiesen. Es wird sogar noch besser, denn: Neurowissenschafter des University College London kamen zu einem gegenteiligen Ergebnis: Demnach helfen digitale Geräte, wichtige Informationen zu speichern und sich daran zu erinnern. Dadurch werde Gedächtnisleistung für anderes frei.

Um dies zu demonstrieren, haben die Forscher eine Speicheraufgabe entwickelt, die sie auf einem Touchscreen-Tablet oder Computer vor 158 Freiwilligen im Alter zwischen 18 und 71 Jahren abspielten.

Sie mussten von bis zu zwölf nummerierten Kreisen auf dem Bildschirm einige nach links und einige nach rechts ziehen. Eine der beiden Seiten galt als „hoher Wert“, was bedeutet, dass das Erinnern, einen Kreis auf diese Seite zu ziehen, zehnmal so viel „Geld“ wert war wie das Erinnern, einen Kreis auf die andere „niedrigwertige“ Seite zu ziehen.

Die Teilnehmer haben diese Aufgabe 16 Mal ausgeführt. Die Hälfte der Versuche mussten sie mit ihrem eigenen Gedächtnis abspeichern, die andere Hälfte auf einem digitalen Gerät.

Die Teilnehmer neigten dazu, die digitalen Geräte zu verwenden, um die Details der hochwertigen Kreise zu speichern. Gleichzeitig verbesserte sich ihr Erinnerungsvermögen für den Verbleib dieser Kreise um 18 Prozent. Ihr Gedächtnis für Kreise mit niedrigem Wert verbesserte sich sogar um 27 Prozent. „Wir fanden heraus, dass das Speichern von Informationen in einem digitalen Speicher die Erinnerung daran verbesserte, was die Menschen abgespeichert hatten“, so Studienleiter Sam Gilbert. Außerdem erinnerten sie sich an mehr Informationen, die sie nicht extern gespeichert hatten.

Übrigens greift man schneller zum Smartphone, wenn es bei einem Restaurantbesuch auf dem Tisch liegt. Ein Tipp: Lasst es in der Tasche und ihr werdet sehen, dass ihr zu 98 Prozent auch durchs Nachdenken auf die gesuchte Lösung kommen werdet.

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Quelle: Kurier (at)